Dr. Kurosch Borhanian

Facharzt für Chirurgie

Proktologie ・ Endoskopie ・ Venen & Ästhetik ・ Schilddrüsenchirurgie

Proktologie

Erkankungen des Mastdarms / Enddarms

 

Unter dem Begriff Proktologie werden Krankheitsbilder des Enddarms zusammengefasst. Hier werden die wichtigsten bzw. häufigsten Beschwerden beschrieben, die den Mastdarm betreffen, mit denen sich ein Proktologe also beschäftigt. Bei vielen Krankheitsbildern kann direkt in der Ordination die Behandlung erfolgen.

Übersicht

Hämorrhoiden

Hämorrhoiden sind Schwellkörper die aus einem feinen Netzwerk von kleinen Gefäßen bestehen und bei jedem gesunden Menschen vorkommen. Sie dichten den Enddarm ab und dienen dem Feinverschluss des Afters, die den Mastdarm von Gasen sowie flüssigem Stuhl abdichten.
Genau genommen ist erst eine Vergrößerung dieses Gefäßpolsters krankhaft und kann Beschwerden verursachen – dann spricht man von einem Hämorrhoidalleiden. Da Erkrankungen des Enddarmes für viele Menschen ein Tabuthema sind wird der Arztbesuch oft hinausgezögert obwohl sich das Krankheitsbild leicht diagnostizieren und behandeln lässt.

Über Schweregrade, Ursachen, Symptome, Diagnose, Behandlung, Vorbeugen und den Verlauf von Hämorrhoiden erfahren Sie hier mehr.

links: Normalbefund
rechts: innere und äußere Hämorrhoiden

Fissur (Hautriss)

Ist ein Einriss im Bereich der Analhaut und führt zu starken Schmerzen, insbesondere beim Stuhlgang. Dieser Schmerz führt zu einer Scheu vor der Darmentleerung mit der Folge einer Verstopfung, sodass die folgenden Stuhlgänge umso schmerzhafter werden. Es kommt zu einem Teufelskreis: Harter Stuhlgang – Einriss – Schmerzen – Verkrampfung des Schließmuskels mit verminderter Gewebedurchblutung – schlechte Abheilung des Einrisses – Verhalten des Stuhls und Verstopfung – harter Stuhl usw… Durch diesen Teufelskreis können die an sich harmlosen, aber extrem schmerzhaften Fissuren über viele Wochen, manchmal Monate nicht abheilen.

Die Behandlung der Analfissur

zielt auf einen weicheren Stuhl, Schmerzfreiheit und eine Entspannung der verkrampften Schließmuskeln ab.

Diltiazem-Salbe:

Mehrmals täglich angewendet, führt sie zu einer Senkung des Schließmuskeldrucks, damit kann die Fissur durch verbesserte Durchblutung abheilen. 

Analdehner:

Ein sehr erfolgreiches Hilfsmittel, die Verspannung des Schließmuskels zu beheben und somit die Abheilung der Fissur zu begünstigen, ist der sogenannte „Analdehner“. Es handelt sich um ein konisches Kunststoffstäbchen, das mit einem Gleitmittel in den After in entspannter Seitenlage mit angewinkelten Knien eingeführt wird und über 5-10 Minuten zweimal (wenn möglich dreimal) täglich belassen wird. Durch behutsames Einführen bis an die Schmerzgrenze lässt sich so der verspannte Muskel dehnen und Verspannungen lassen sich lösen. Ein Großteil der Fissuren heilt im Akutstadium mit Hilfe des Diltiazemgels und/oder des Analdehners innerhalb von wenigen Wochen ab. Handelt es sich bereits um eine chronische Analfissur, reichen meist konservative Behandlungsmaßnahmen nicht mehr aus. In solchen Fällen ist ein chirurgische Sanierung notwendig.

Fissurektomie – der Standardeingriff:

Dieser Eingriff kann ambulant durchgeführt werden. Es wird dabei die Fissur samt dem umgebenden, narbigen Gewebe ausgeschnitten. Auf diese Weise entstehen frische Wundränder, diese können dann leichter abheilen. Die postoperativen Schmerzen sind meist geringer als die Fissurschmerzen vor der Operation. Obwohl es sich um einen kleinen Eingriff handelt, gehört er in die Hand eines erfahrenen Chirurgen. Bei unzureichender Kenntnis der Materie kann es zur Verletzung des Schließmuskels und damit zu Stuhlinkontinenz kommen.

Perianalvenen-Thrombose (Blutgerinnsel)

Die Thrombose fühlt der Patient als schmerzhaften Knoten am After. Es handelt sich um ein Gerinnsel der äußeren Schwellkörper. Im Gegensatz zu einer Beinvenenthrombose kann die Analthrombose zu keiner Embolie führen und ist somit harmlos. Das Gerinnsel in den Venenpolstern führt zu einer Gewebedehnung sowie zu einer Entzündung, die beide zu Schmerzen führen.

Behandlung der Analthrombose

Die Therapie besteht in der chirurgischen Entfernung des Blutgerinnsels. Dabei wird in örtlicher Betäubung der schmerzhafte Knoten samt Gerinnsel exzidiert.

Postoperativ verbleibt eine kleine Wunde, die innerhalb weniger Tage verheilt. Für einen reibungslosen Heilungsverlauf sind Sitzbäder und Stuhlregulierung empfehlenswert.

Abszess / Anorektalabszess

Ist ein bakteriell verursachter Eiterherd, der seinen Ausgang von entzündeten Drüsen des Analkanals nimmt. Die Beschwerden beim Anorektalabszess sind erheblich: er schmerzt stark in Ruhe und noch stärker bei Bewegungen. Der Patient empfindet einen heißen, prallen Knoten um den After, der Allgemeinzustand ist beeinträchtigt, der Patient fühlt sich krank, Fieber ist nicht selten.

Behandlung des Anorektalabszesses

Ein Abszess ist eine akute Erkrankung, die umgehend behandelt wird. Am besten wird er vom Chirurgen durch einen Einschnitt eröffnet und entleert. Die Wunde muss anschließend offen bleiben und von innen nach außen ausheilen und zuwachsen, damit keine Bakterienherde abgekapselt werden und ein neuer Abszess entsteht. 

Mariske (Analfalte)

ist eine überschüssige Hautfalte am After, die nicht schmerzt, aber die Reinigung erschweren kann. Das verstärkte Reiben führt öfter zu Ekzemen mit Juckreiz, Nässen, selten auch zu Blutungen. Oft sind die Marisken mit Hämorrhoiden vergesellschaftet und bilden sich zum Teil oder ganz nach der Behandlung von inneren Hämorrhoiden zurück. Ansonsten ist ihre Entfernung durch einen kleinen chirurgischen Eingriff in lokaler Betäubung problemlos möglich.

Condylomata Acuminata (Feigwarzen)

Condylomata acuminata werden durch anogenitale Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) hervorgerufen. Es handelt sich um eine sexuell übertragbare Viruserkrankung, die in den letzten Jahren eine steigende Inzidenz zeigt. Meist sind die Feigwarzen harmlos, es gibt jedoch unter den HP-Viren einige High Risk Virusstämme, die ein Analkarzinom hervorrufen können.

Bei anogenitalem Feigwarzenbefall sollte unbedingt ein Facharzt konsultiert werden. Die Therapie ist meist die chirurgische Entfernung bzw. Behandlung mit speziellen Cremen oder Tinkturen.

Analer Juckreiz

ist keine eigene Erkrankung, aber ein Symptom das bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern auftreten kann. Typisch ist es bei Hämorrhoiden. Sollten Sie über einen längeren Zeitraum Beschwerden haben ist eine weitere Abklärung ratsam.

Analekzem

ist eine Entzündung der Analhaut.

Ursachen

Eine wichtige Ursache für Ekzeme der Analhaut sind ausgeprägte Hämorrhoiden, mit Nässen im Bereich der Analhaut. Andere Ursachen sind vermehrtes Schwitzen, insbesondere bei schwergewichtigen Patienten, eventuell auch Sport, bei dem die Gesäßbacken stärker gegeneinander oder auf einer Unterlage reiben (Laufen, Radfahren), eine übertriebene Analhygiene (Seifen, festes Reiben), eine nachlässige Analhygiene (verbleibende Stuhlreste), selten ein Wurmbefall, selten ein Pilzbefall, selten eine Allergie, eine Inkontinenz. Auch führen scharfe Gewürze, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden, vermehrter Kaffeegenuss zu analem Juckreiz und einem Ekzem. Selten ist eine Zuckerkrankheit die Ursache.

Die Behandlung des Analekzems

sollte in erster Linie die Ursachen erfassen. Korrektur der Analhygiene (siehe unten), Behandlung der Hämorrhoiden, etc.

Eine schnelle Beschwerdefreiheit kann durch eine kortisonhältige Fettsalbe über wenige Tage, die auch über den Schmiereffekt zu einer verminderten Reibung der aufeinanderliegenden Haut zwischen den Gesäßbacken führt, erreicht werden. Gelegentlich ist auch eine reine Fettsalbe ohne Kortisonzusatz erfolgreich.

Besonders bei Ekzemen, die über Monate oder Jahre bestanden haben, ist eine langfristige Pflegebehandlung mit einer Salbe günstig, um die geschädigte und gereizte Haut vor neuerlichen Reizungen und Ekzemen zu schützen.

Analfistel

ist ein Eitergang neben dem After mit Verbindung zum Mastdarm, aus dem sich eitriges Sekret entleert. Im Unterschied zu Abszessen ist sie nicht geschlossen, deswegen schmerzt sie nicht. Sie beeinträchtigt die Lebensqualität aber durch ein ständiges Nässen.

Behandlung

Die Behandlung liegt in der Hand des Chirurgen: Die Fistelgänge werden gespalten und alle Entzündungsherde entfernt.

Analhygiene

sollte schonend sein, um Reizungen und ein Analekzem zu verhindern: ein weiches Toilettenpapier ist zu empfehlen. Die Reinigung sollte sanft abtupfend erfolgen, am besten mit einem angefeuchteten Papier. Ideal wäre die Reinigung mittels Bidet. Anschließend sollte trocken getupft werden. Die industriell angebotenen Nasstücher sind nicht empfehlenswert, da eine Allergie gegen die Konservierungsstoffe, Düfte etc. ausgelöst werden kann. Wenn, dann sollten Feuchttücher auf reiner Wasserbasis verwendet werden – sie reiben deutlich weniger als herkömmliches Toilettenpapier. 

Seifen haben im Analbereich nichts verloren, sie reizen und können zu einem Analekzem führen. Wasser ist ausreichend.

Stuhlinkontinenz

Wir sind uns bewusst, dass eine Stuhlinkontinenz sehr besorgniserregend und peinlich sein kann. Sie sind jedoch damit nicht allein, 2 – 3 % der Menschen aller Altersgruppen sind davon betroffen. Stuhlinkontinenz ist das Unvermögen, willkürlich Stuhl zurückzuhalten, es kommt zu unfreiwilligem Abgang von geformtem oder flüssigem Stuhl oder Winden. Aus Scham sprechen die Betroffenen oft weder mit ihren nächsten Angehörigen noch mit ihrem Partner darüber. Oft wagen sich diese Patienten nicht mehr außer Haus und sind sozial isoliert.

Ursachen

Die Ursachen sind sehr vielschichtig und sind nur durch genaue Anamnese und spezielle Untersuchungsverfahren zu diagnostizieren.

Leichtes Stuhlschmieren kann durch große Hämorrhoiden verursacht sein.

Ein Geburtstrauma mit ausgeprägtem Dammriss kann zur Verletzung des Schließmuskels und damit zur völligen Inkontinenz führen. Bei Frauen mit mehreren Entbindungen kann es aufgrund der Beckenbodenüberdehnung und -senkung in späterer Folge zu unterschiedlicher Ausprägung der Inkontinenz kommen.

Nach einem Schlaganfall kann eine Lähmung des Schließmuskels zu Inkontinenz führen.
Nicht zuletzt kann ein chirurgischer Eingriff am After die Ursache sein.

Untersuchung

Zur Untersuchung und Abschätzung des Ausmaßes der Stuhlinkontinenz dient die Schließmuskeldruckmessung. Dabei wird eine kleine Sonde in den After eingeführt. Mit Hilfe einer Messvorrichtung kann die Schließmuskelkraft in Ruhe und beim Kneifen beurteilt werden.

Die Untersuchung ist völlig schmerzfrei. Zusätzliche Informationen über den Schließmuskel liefert eine Ultraschalluntersuchung des Afters.

Behandlung

Nach dem jeweiligen Befund richtet sich die individuell abgestimmte Behandlung:
Beckenbodengymnastik, Schließmuskeltraining, Biofeedback sowie operative Schließmuskelrekonstruktion sind nur einige der vielen Möglichkeiten.